Dies sind einige der im Boulesport häufig anzutreffenden Turnierformen :

Boule-Turniere können im Turnierverlauf 

 

a) mit festen Teams (équipes formées) oder wechselnden Teams (super-mêlées)  sowie 

b) mit Ausscheiden oder ohne Ausscheiden eines Teams nach einer Niederlage fortgesetzt werden.

 

1. Turnierformen ohne das Ausscheiden eines Teams bei einer Niederlage sind z.B. das Schweizer System oder Formule 4 


2. K.o.-Turniere werden nach der Niederlage eines Teams meistens als A / C / B / D-Subsysteme weitergespielt, wodurch die Verlierer-Teams im betreffenden Subsystem gegen etwa gleich starke Teams spielen können     

 

zu 1.: Schweizer System 

1.1 Das Schweizer System ist eine Turnierform, bei der alle Teams auch nach einer Niederlage im Turnier bleiben. Die Ermittlung des Turniersiegers erfolgt nach einigen Spielrunden gemäß der erzielten Siege, Punkte, Differenz-Punkte und ggf. nach Buchholz-Feinpunkten.
 


In jeder Runde spielen immer diejenigen Teams gegeneinander, die gleichviel Siege bzw. Niederlagen erzielt haben. Da niemals zwei Teams bereits gegeneinander gespielt haben dürfen, muss ggf. ein schlechteres Team im Turnier-Tableau einen Rang nach oben gezogen werden.
 

 

Nach mehreren Spielrunden ergibt sich eine Rangliste. Sollten zwei Teams dasselbe Ergebnis erzielt haben, werden die Buchholz-Feinpunkte für eine weitere Differenzierung herangezogen. Dazu werden bei ranggleichen Teams die von ihren jeweiligen Gegnern erzielten Siege gezählt, wobei dasjenige der beiden ranggleichen Teams besser bewertet wird, das seine Punkte gegen Teams mit mehr Siegen -und damit gegen vermutlich stärkere Gegner- erzielt hat. 

 

Die im Schweizer System gespielte Rundenzahl hängt von der Zahl der teilnehmenden Teams ab und bestimmt sich nach der Formel, dass das Ergebnis aus „2 hoch n“ mindestens genau so hoch sein muss wie die Zahl der teilnehmenden Teams. Dabei steht 'n' für die zu spielende Rundenzahl. 

 

2 hoch 3 (Runden) = 8 : bei mindestens 8 und weniger als 16 teilnehmenden Teams müssen für eine differenzierte Rangliste wenigstens 3 Runden gespielt werden   

2 hoch 4 (Runden) = 16 : bei mindestens 16 und weniger als 32 teilnehmenden Teams müssen für eine aussagefähige Rangliste wenigstens 4 Runden gespielt werden 

2 hoch 5 (Runden) = 32 : bei mindestens 32 und weniger als 64 teilnehmenden Teams müssen für eine eindeutige Rangliste wenigstens 5 Runden gespielt werden 

2 hoch 6 (Runden) = 64 : zwischen 64 und  teilnehmenden Teams wären für die Rangliste wenigstens 6 Spielrunden erforderlich 

 

 

zu 1.: Formule 4  

 

1.2 Die Turnierform Formule 4 besteht in der Regel aus vier Spielrunden mit einer Zeitbegrenzung je Spielrunde. Abhängig von der Teilnehmerzahl können wahlweise aber auch drei oder fünf Runden gespielt werden. 


Der Sieger einer jeden Spielrunde erhält 100 Punkte und zusätzlich die eigenen Punkte sowie die aus dem Sieg resultierenden Differenz-Punkte. Beispiel für einen in der festgelegten Spielzeit erzielten 10:5-Sieg (= Sieg mit 5 Differenz-Punkten): 100 + 10 + 5 = 115 Punkte. Der Verlierer erhält in diesem Beispiel lediglich seine erzielten 5 Punkte.

 

Anmerkung: Wegen der Zeitbegrenzung enden Spiele häufig unter 13 Punkten.  

 

Die erste Spielrunde wird frei ausgelost. Nach jeder Runde wird eine Rangliste erstellt. In jeder der 4 Runden (oder wahlweise 3 bzw. 5 Runden) spielt dann jeweils der Erste gegen den Zweiten; der Dritte gegen den Vierten; usw.



2. K.o.-Turniere mit Sub-Turnieren

2.1 K.o.-Turnier mit einer Trostrunde (französisch: Consolante)
 

 

Nach einer Niederlage scheidet das betreffende Team aus dem Haupt-Turnier aus. In der Trostrunde spielen dann alle Verlierer der ersten Runde gegeneinander. Nach einer weiteren Niederlage in der Trostrunde, die auch französisch 'Consolante' genannt wird, scheidet das betreffende Teams dann komplett aus dem Turnier aus.

 

2.2  A / C / B / D - K.o.-Turnier mit 3 Spielrunden
 

 

Bei dieser Turnierform sind jedem Team wenigstens drei Spielrunden garantiert, die in vier und etwa gleich großen Sub-Turnieren A/C/B/D ausgetragen werden. 

 

Die Sieger der ersten Runde spielen im A-Turnier weiter, während die Verlierer zunächst im C-Turnier weiterspielen. 

 

Wer in der zweiten Runde sein Spiel im A-Turnier verliert, spielt danach im B-Turnier weiter. Die Verlierer im C-Turnier spielen in der nächsten Runde im D-Turnier. 

 

Bei einer ungeraden Teamzahl in einem der Sub-Turniere erhält ein Team in der betreffenden Spielrunde ein Freilos.

 

Damit ab der 3. Runde in jedem Sub-Turnier ohne Freilos gespielt werden kann, werden in einer Cadrage (Übereinstimmungs-Spielrunde) soviele Begegnungen durchgeführt, dass sich danach nur noch eine durch 2 teilbare Gruppen-Größe ergibt. Die Cadrage spielen immer die bis dahin am schlechtesten bewerteten Teams. Als Maßstab werden dabei oft die Kriterien des Schweizer Systems aus der Vorrunde herangezogen, z.B. Zahl der Siege und die erzielte Differenz-Punktzahl. 

 

Beispiel bei 69 teilnehmenden Teams (= ungerade Teamzahl) 

 

Turnier     A     C     B     D 

 

Runde 1   35     34     -      -     Ein Team kommt mit einem Freilos in die zweite Runde; die Verlierer

                                                mit einer Niederlage in der 1. Runde spielen im C-Turnier weiter  

 

Runde 2   18     17    17     -    Nach der zweiten Runde rücken 17 Verlierer-Teams, die in Runde 1 ja

                                                siegreich waren, in das B-Turnier    

 

Cadrage   4      2       2      2    Um zu einer durch 2 teilbaren Zahl zu kommen, spielt zunächst die                                                         erforderliche Zahl von Teams in jedem Sub-Turnier gegeneinander.

 

Die 16 Verlierer aus der zweiten Spiel-Runde bestreiten dann das D-Turnier, das nach der Cadrage  mit 16 Teams schließlich genau so groß ist wie die drei anderen Sub-Turniere.

 

1/8 Finale 16   16    16     16

 

¼ Finale     8     8      8       8

 

½ Finale     4     4      4       4

 

Finale         2     2      2       2 

 

 

2.3  A / C / B / D - K.o.-Turnier mit 4 Spielrunden

Diese auch Maastrichter System genannte Turnierform garantiert jedem Team wenigstens vier Spiele, was für von weither anreisende Teams wegen der Entscheidung, ob sich eine Teilnahme überhaupt lohnt, oft wichtig ist.
 


Dazu werden in einer Vorrunde, z.B. nach dem Schweizer System (ohne Differenz-Punkte und Buchholz-Feinpunkte), zunächst drei Spielrunden gespielt.
 

 

Danach wird in einer Cadrage die für die Sub-Turniere A/C/B/D erforderliche gleiche Teamzahl ermittelt, indem die schlechtesten Teams der Vorrunde gegeneinander spielen. 

 

Anzahl der teilnehmenden Teams 66 (= gerade Teamzahl)

 

Anzahl Niederlagen      0      1      2      3 

 

nach Runde 1             32     34     -       -

 

nach Runde 2             16     32    16      -

 

nach Runde 3               8     24    24     8 

 

Sub-Turnier               A       B       C     D 

 

Cadrage                     -       16     16     -     zwecks gleicher Gruppen-Größe in den Sub-Turnieren 

                                                                    spielen 16 von 24 Teams eine Cadrage, nach der dann acht

                                                                    Teams im D-Turnier weiterspielen 

 

1/8 Finale                  -        16     16     -    das1/8-Finale spielen die 16 B-/C-Verlierer-Teams; die acht                                                                     Sieger/acht Verlierer der Cadrage spielen das A-/D-Turnier

 

¼ Finale                    8        8       8      8

 

½ Finale                    4        4       4      4

 

Finale                        2        2       2      2 

 

Der Nachteil dieses Maastrichter Systems mit mindestens 4 Spielrunden liegt darin, dass im B- und C-Turnier deutlich mehr Spiele erforderlich sind als im A- und D-Turnier. 

 

Im D-Turnier könnte ein Team trotz 3 Niederlagen in der Vorrunde, schließlich mit nur einem Sieg im ¼ Finale, sogar noch den 3. Platz im D-Turnier erreichen !  

 

Damit die Teamzahl der Gruppen A und D nicht zu sehr voneinander abweicht, sondern etwa gleich groß wird, könnte man die Cadrage auch als Aufstiegs- bzw. Abstiegs-Runde spielen: die 8 Sieger der B-Cadrage steigen dann in das A-Turnier auf, während die Verlierer der C-Cadrage in das D-Turnier absteigen. 

 

 

2.4 K.o.-Turnier in Gruppen- oder Poule-Form 


Die Teilnehmer werden in Vierer-Gruppen oder sog. Poules aufgeteilt.
 

 

2.4.1 In jeder Gruppe spielen alle vier Teams gegeneinander. Nach den insgesamt sechs Begegnungen spielen die beiden Gruppen-Ersten im A-Turnier weiter, während die beiden Letzten im B-Turnier weiterspielen. 


2.4.2 In einer Gruppe finden in Runde 1 zunächst nur zwei Spiele statt. Danach spielen die beiden Sieger und die beiden Verlierer in Runde 2 gegeneinander. Der Sieger aus Runde 2 ist automatisch für das A-Turnier qualifiziert, während der Verlierer dann noch in Runde 3 eine sog. Barrage gegen den Sieger des Verliererspiels bestreiten muss. Mit zwei Siegen wäre dann ein weiteres Team für das Haupt-Turnier qualifiziert. Die Barrage hätte den Vorteil, dass nur drei Begegnungen statt sechs Spielen zur Ermittlung der Teams für das A- und B-Turnier erforderlich sind. Zwei Niederlagen verhindern bei einer Barrage den Zugang zum Haupt-Turnier (barrer (französisch) bedeutet den Weg, die Durchfahrt versperren). Oft wird ein Barrage-Spiel nur bis zu sieben Punkten gespielt, damit die Wartezeit für die übrigen Teams nicht zu groß wird.